Unser heutiges Blogthema ist ein kleiner Auszug aus unserem Alpenflugseminar.
In
der Ausbildung zum Flugschein lernt man vieles darüber, wie Instrumente
funktionieren und welche Fehler diese teilweise unterliegen können. Der
Höhenmesser ist nur so gut wie man auch das QNH anpasst.
Zur Erinnerung:
Dieses
umfunktionierte Barometer zeigt im Prinzip nur eine Höhe gegenüber
einer Druckfläche an. Man bedient sich hier der barometrischen
Höhenstufe und legt pro hPa Druckunterschied eine Höhenänderung von 27ft
(im allgemeinen gerundet 30ft) zugrunde. Was bei diesem Instrument aber
nicht berücksichtigt werden kann, ist die Temperatur.
Dieses
Instrument ist auf die s.g. ISA-Temperatur geeicht (ISA= Internationale
Standard Atmosphäre). Auf Meereshöhe beträgt diese +15°C, in 5.000ft
+5°C und in 10.000ft -5°C. Hier wird ein Standard Temperaturverlauf von
2°C pro 1.000ft Höhengewinn zugrunde gelegt. Nun leider orientiert sich
die Natur nicht anhand dieser Standardwerte.
Luft dehnt sich bei
Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen. So verhält es sich auch
mit dem Luftpolster, was sich zwischen Flugzeug und Erdboden befindet.
Sehr anschaulich sieht man die unterschiedlichen QNHs im gleichen Gebiet aber in unterschiedlichen Höhen.
Stellt man seinen Höhenmesser in Innsbruck auf 1017hPa ein, bekommt man am Platz auch die richtige Höhe von 1.907ft angezeigt.
Die
Temperatur in LOWI ist mit +1°C recht niedrig. Die ISA-Temperatur
beträgt in knapp 2.000ft Höhe +11°C, damit liegt eine Differenz von -10°
am heutigen Tag vor. Dieser Temperatur-Unterschied hat zur Folge, dass
das QNH auf dem Patscherkofel nur 10km weiter südlich - aber mit 7.369ft
um 5.500ft höher - mit 1008hPa um 9 hPa niedriger ist als in LOWI.
Diese
9 hPa entsprechen bereits 243ft Höhenunterschied. Auf der Zugspitze in
9.718ft Höhe beträgt das QNH nur noch 1004 hPa, somit um 13 hPa
niedriger und somit steigt die Fehlanzeige auf 350ft, wenn der QNH nicht
korrigiert wird.
Hier lohnt sich ein Blick über den Tellerrand
in die Welt der IFR Fliegerei: Hier werden Minimum Höhen für ISA
Temperaturabweichungen bis 15 Grad angegeben (gelbe Markierungen in
nachfolgender Zeichnung).
Uns
VFR Flieger hilft die 4% Regel, um überschlagweise mit den
Temperaturdifferenzen in unterschiedlichen Höhen umzugehen. Denn auch
für uns gelten Minimum-Flughöhen, gerade wenn man plant einen Pass zu
queren oder in engen Tälern Höhe auf- oder abzubauen möchte.
Zurück nach Innsbruck auf unseren Fall angewendet:
Man hat somit sein neues QNH von Innsbruck auf die Zugspitze „gerechnet“.
Wie
sich nun aber eine Nichtberücksichtigung der niedrigeren Temperatur bei
einer Passquerung bemerkbar macht, sieht man entlang der VFR-Strecke
40, vorbei an der Messelingscharte zwischen Grossglockner und
Grossvenediger, den beiden höchsten Bergen in Österreich.
Die Bezugshöhe ist hier mit 8.500ft angegeben und sollte für etwas Sicherheitsreserven sorgen.
Die
Erhebung ist hier mit 8.140ft aus der Karte zu entnehmen. Wir befinden
uns in angezeigten 8.300ft mit dem QNH aus dem Tal von LOWK und
offensichtlich etwas unterhalb dieses Hindernisses.
So geht man
nun in der Praxis damit um - man orientiert sich anhand eines bekannten
Hindernisses und justiert seinen Höhenmesser: Hier im Beispiel der
Zugspitze.
Sinkt
man wieder ins Tal und will dort an einem Flugplatz landen, muss man
das Szenario wiederholen und den Höhenmesser neu justieren.:
Bei
vielen Gebirgsplätzen hat sich dieses Verfahren bewährt und gehört zur
gängigen Praxis. So gibt es an hochgelegenen Plätzen - z.B. dem Altiport
Courchevel - etablierte Verfahren, die im Rahmen einer Einweisung
vermittelt werden.
In
LFLJ gibt es zwei unterschiedliche Anflugrouten. Ist der Turm besetzt,
bekommt man von diesem u.a. das aktuelle QNH und hat seinen Höhenmesser
damit richtig eingestellt.
Die Route bei AFIS-closed führt an einem
Pylon vorbei, der bei 7.450ft liegt. Man justiert hier seinen
Höhenmesser auf 500ft über der Platzrundenhöhe und kann diese somit
sauber abfliegen. Auch geht hier niemals die Referenz zum Flugplatz
verloren.
Nun wird man sich fragen, wieso bei reinem Sichtflug überhaupt die Anzeige des Höhenmessers von Relevanz ist.
Fliegt
man in ein Tal ein, wenn der „Deckel drauf ist“ und dieses nicht
unbedingt aus der jetzigen Position einsehbar ist und an einem Übergang
mit gegebener Höhe endet, sollte man sich auch sicher sein, dass man
diesen Übergang auch schafft, denn einfach steigen fällt aufgrund der
Wolken flach.
Einzig ein EFIS mit Geländedarstellung kann hier Gewissheit liefern.
Mit
bloßem Augenmaß lässt sich die Passhöhe nicht unbedingt genau
abschätzen. Hat man seinen Höhenmesser aber nachgesetzt, bekommt man die
richtige Höhe angezeigt und kann sich anhand der VFR-Route orientieren.
Mit der nun richtigen Einstellung kann man die Passhöhe genau abschätzen und überfliegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen